Woa, was ein Wochenende. Ich bin seit längerem für eine Agentur in Göppingen tätig und für letztes Wochenende war ein Workshop in Locarno angesetzt, bei dem wir unsere internen Prozesse optimieren wollten. Die Strecke Stuttgart-Locarno läßt sich wunderbar mit der Bahn erledigen, welche durch den Gotthard-Tunnel fährt. Direkt vor dem Gotthard-Tunnel liegt die Station Göschenen, von wo wiederum eine Bahn hoch nach Andermatt fährt. Mein Kollege Dennis hatte also den grandiosen Einfall, einen Tag früher loszufahren und noch einen Tag in Andermatt Snowboard zu fahren. Ich war sofort begeistert, da ich schon seit langem mal in Andermatt fahren will. Dazu kam noch, dass der Winter, der im März schon scheinbar aufgegeben hatte, zurückgekehrt war und Mitteleuropa Kälte und Niederschlag brachte. In Andermatt war in den Tagen vor unserer Reise locker 1m Neuschnee gefallen und pünktlich zu unserer Ankunft war Auflockerung angesagt.
Wir hatten in Zürich übernachtet und waren morgens um 6 mit dem Zug Richtung Andermatt losgefahren. Die Zugfahrt durch die Schweiz bei Tagesanbruch war schon ein tolles Erlebnis. Letzte Etappe schließlich mit der Zahnradbahn von Göschenen hoch nach Andermatt. Dort schnell umgezogen, das Gepäck deponiert und ab zum Lift. Gegen 9 waren wir dann am Berg und waren erstmal ehrfürchtig erstaunt über die Schneemengen 🙂 Pflichtbewusst haben wir eine Aufwärmrunde auf der Piste absolviert, bevor wir das Gelände erkundet haben. Zunächst war nur der erste Abschnitt der großen Gondel geöffnet, da auf dem fast 3000m hohen Gemsstock noch Lawinensprengungen im Gange waren. Wir sind also ein paar mal auf einer Skiroute ins Tal abgefahren und konnten uns jedes Mal neue Powderlines aussuchen. Perfekt. Gegen 12 wurde dann die Gondel auf den Gemsstock eröffnet, so dass wir die eine Abfahrt von dort in Angriff nehmen konnte. Leider hatte es ab ca 2600m sehr schlechte Sicht, so dass die Abfahrt bis 2600m stellenweise etwas eierig war. Zum Glück hatte Dennis eine Brille für mich, ich hatte meine nicht dabei. Einmal raus aus dem Nebel gab es wieder perfekte Powderlines, die wir nur mit wenigen anderen Leuten teilen mussten.
Nach dem Mittag auf einer Hütte haben wir die Abfahrt vom Gipfel noch ein paar mal durchgezogen. Von Mal zu Mal wurde der Schnee Richtung Tal schwerer und schwerer, und im Tal taute es. Mit der Pistenkontrolle haben wir die letzte Abfahrt gemacht. Danach war erstmal ein bisschen chillen in der Sonne am Bahnhof angesagt. Zum Glück hatte der örtliche Getränkemarkt auf, so dass wir noch Bier für die Zugfahrt nach Locarno erwerben konnten 🙂
Trotz teilweise schlechter Sicht haben wir doch einige Abfahrten geschafft. Die Zugfahrt mit Schweizer Flair sorgte für zusätzliche Entspannung, so dass wir sehr zufrieden im (anfangs regnerischen) Locarno ankamen. Der anschließende Workshop lief dementsprechend gut 🙂
Ab Andermatt ginge es mit der tollen schweizer Bahn sogar weiter, z.B. nach Disentis/Sedrun oder ins Wallis. Bei entsprechender Finanzlage könnte man leicht eine Woche per Bahn durch die Schweiz reisen und täglich ein anderes Skigebiet besuchen. Man müsste nur noch im Zug übernachten können…